23. Internationale Dental-Schau 1986


23. IDS Köln – Internationale Dental-Schau – 7. bis 12. April

Ausführungen von Dr. Jürgen Eberlein, Mitglied des Beirats des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie, aus Anlaß der Eröffnungs-Pressekonferenz zur 23. IDS am 7. April 1986, 11 .00 Uhr, Konferenzraum 3/4, Congress­ Centrum Ost, KölnMesse

Dental-Werkstoffe – Problematik der Einordnung in das AMG sowie mögliche negative Folgen für die Kostendämpfung

Ein für die Hersteller von zahnärztlichen Verbrauchsmaterialien nach wie vor wichtiges Thema ist die Frage, inwieweit die dentalen Werkstoffe zulassungspflichtig oder lediglich Gegenstände im Sinne AMG sind.

Den Ausführungen vorangestellt muß betont werden, daß selbstverständlich jegliche Dentalmaterialien, von denen eine pharmakologische Wirkung ausgeht, eine Zulassungs­ pflicht nach AMG selbstverständlich ist. Gegenstand der nachfolgenden Überlegung ist also die Frage, inwieweit es sinnvoll ist, derartige Verbrauchsmaterialien, die im Körper keinerlei pharmakologische Wirkungen erzeugen sollen, dennoch der Zulassungspflicht zu unterwerfen.

Betrachtet man den Wortlaut des Gesetzes, so. hat sich an der Arzneimitteldefinition von 1961 und dem AMG in der Fassung von 1978 praktisch nichts geändert. Die entsprechenden Gesetzeskommentare zum AMG 1961 belegen auch eindeutig, daß zahnärztliche Verbrauchsmaterialien als Gegenstände, also zulassungsfrei zu betrachten sind. In einem höchstrichterlichen Urteil im Jahre 1985 wurde festgestellt, daß zahnärztliche Werkstoffe wie Füllungsmaterialien zulassungspflichtig sind. In der anstehenden Gesetzesnovelle zum AMG schlägt nun die deutsche Dental-Industrie vor, das Gesetz dahingehend zu ändern, daß eindeutig im Gesetz aufgenommen ist, wie
z.B. auch bei den chirurgischen Nahtmaterialien, daß zahnärztliche Werkstoffe, insofern sie keine pharmakologische Wirkung entfalten, zulassungsfrei sind.

Die Begründung für diese Gesetzesänderung kann mit zwei Punkten kurz beschrieben werden:

1. Nutzen/Risikoabwägung

Die Zahnärzteschaft vertritt einhellig auf der ge­ samten Welt die Meinung, daß die Nutzen/Risikoabwä­ gung derartiger Materialien eine Zulassungspflicht, wie sie für pharmakologisch wirksame Arzneimittel gelten, nicht erforderlich ist.

2. Kostendämpfung

Der Gesamtmarkt für zahnarztliehe Materialien ist um Zehnerpotenzen kleiner als der Markt für Arzneimittel, die von praktizierenden Ärzten den Patienten verschrieben werden. Darüber hinaus zeigt sich, daß Neuerungen im Bereich der Zahnfüllungen im Durchschnitt alle drei Jahre eine Neuzulassung eines Präparates zur Nachfolge erforderlich machen. Durch die Häufigkeit der Innovation bzw. die geringe Größe des Marktes führen die Kosten dieser Zulassung zu einer deutlichen Erhöhung der Produktkosten. Seitens der Dental-Industrie wird geschätzt, daß sich diese Erhöhung bei etwa 200 im Vergleich zu den heutigen Kosten darstellt. Diese Kostensteigerung ist, insbesondere im Hinblick auf die beabsichtigten Maßnahmen der Kostendämpfung seitens der Bundesregierung unter Einbezug der oben genannten Nutzen/Risikoabwägung, nach Meinung der Dental-Industrie nicht verantwortbar.

PR II -/mw – 7. April 1986

23. IDS KÖln 1986 – Internationale Dental-Schau 7. bis 12. April 1986

Ausführungen von Jürgen Hoffrneister, Mitglied des Beirats des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie, aus Anlaß der Eröffnungs-Pressekonferenz zur 23. IDS arn 7. April 1986, 11 .00, Konferenzraum 3/4, Congress-Centrurn Ost, KölnMesse

Die internationale Dentalschau ist die weltumfassende Standortbestimmung technischer und wirtschaftlicher Entwicklungen von zahnärztlichen Arbeitsplätzen.

Die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Ergonomie werden gezielt dort eingesetzt, wo technischer Fortschritt bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes und des Arbeitsablaufes zum Nutzen des Zahnarztes dient. Die entscheidenden Impulse gingen in den Jahren 1958-65 von namhaften Ergonornen und kompetenten Fachleuten aus: die Umstellung von der sitzenden in die liegende Behandlungsposition. Diese Arbeitsweise bietet dem Behandler eine bessere und gesündere Arbeitshaltung.

Von der Dentalindustrie wurden erstmals 1965 auf der IDS in Stuttgart solche Arbeitsplätze vorgestellt, die auf diese neuen Konzepte ausgerichtet waren. Durch diese vorgegebene, veränderte Arbeitsweise und der danach standardisierten Basiskonzepte der Behandlungseinrichtungen, wurden bis heute stetige Verbesserungen der Patientenlagerung, der Arzt- und Helferinnenteile für die bestmögliche gesunde Arbeitshaltung von Zahnarzt und Helferin erzielt. Es sind Turbinen, die zuerst 1959/60 in Kleingeräten eingebaut waren und nunmehr auch in die Einheiten integriert wurden. Der elektrische Micro-Motor in Kombination mit Aufsatzinstrumenten löste zum damaligen Zeitpunkt die weltweit verwendete Bohrmaschine mit Doriot-Gestänge ab. Die Einheiten erhielten eine abgestimmte Kühlmedienversorgung für die Bohr- und Schleifinstrumente mit dazu notwendiger Absaugeinrichtung.

Anfang der 70er Jahre wurden die ersten Schritte unternommen, um die Funktionalität der Einheiten und Patientenstühle durch den Einsatz modernster Elektronik weiter auszubauen und zu verfeinern. Darüber hinaus konnte durch die Verwendung von ausgefeilten Modul- und Baukastensystemen eine gezielte Gestaltung des Arbeitsplatzes vorgenommen werden. Dem Wunsch nach individueller Arbeitsweise der Zahnärzte wurde so durch die Industrie Rechnung getragen.

Die Miere-Elektronik hielt zu Beginn der 80er Jahre auch Einzug in Dentaleinheiten. Sich häufig wiederholende Einstellungen der Betriebswerte der verwendeten Antriebe können leicht gespeichert und automatisch
wieder abgerufen werden. Die Behandlungsabläufe sind dadurch wesentlich vereinfacht worden.

Die Innovation von Instrumenten und Antrieben mit integrierten Lichtleitungen wird heute von allen Fachleuten als entscheidender Schritt nach vorne bezeichnet. Mit großem Entwicklungsaufwand wurden neben den Turbinen nunmehr auch die Micro-Motoren in Kombination mit den Winkelstücken mit integrierten Lichtleitungen ausgestattet. Die sich dadurch ergebende bessere Ausleuchtung des unmittelbaren Präparationsfeldes begünstigt nicht nur die Arbeitsergebnisse, sondern bedeutet für den Behandler auch eine erhebliche Augenschonung.

Heute stellt die IDS insbesondere funktionsausgerichtete Kompakt-Arbeitsplätze in den Vordergrund. Die Hygiene und die Arbeitserleichtung werden in hohem Maße berücksichtigt. Durch eine besondere Patientenstuhlkonstruktion mit großem Beinfreiraum für den Zahnarzt und die Helferin wird eine aufrechte, kraftsparende Arbeitshaltung ermöglicht. Mit der Ausstattung von flexiblen Einrichtungselementen werden harmonische Arbeitsabläufe geschaffen. Eine einge baute Entkeimungsanlage sorgt in hohem Maße für eine Keimreduzierung der Wasserleitungen in der Einheit und deren Antriebe.

Zuzüglich kann der Zahnarzt mit einer encsprechenden Intensiv-Entkeimungsanlage nach längerer Standzeit eines Gerätes sämtliche wasserführende Schlauchleitungen der Einheit selbst entkeimen. Bei der Entsorgung der Dentaleinheiten, von z.B. Amalgamresten oder Silber, bietet die Dentalindustrie durch den Einbau eines Sammelbehälters aktiven Umweltschutz an.

Was kann die Dentalindustrie dem Zahnarzt in Zukunft noch anbieten?

Der immer wieder zitierte schmerzlose Laserstrahl zur Abtragung von Zahnsubstanz ist nach heutigen Erkenntnissen nicht in Sicht.

Der Einsatz von Micro-Elektronik in der Ausrüstung und von Praxiscomputern wird mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Vor allem die Vorprogrammierung von Leistungsdaten, wie Drehzahlen und Frequenzen oder auch von Bewegungsabläufen, ist bestimmt zukünftig ein wichtiger Baustein für gezielte Präparationsaufgaben und Voraussetzung für die Erleichterung des zahnärztlichen Arbeitsablaufes.

Die Hygiene und die Prophylaxe wird ein breites Aufgabengebiet umfassen und zukünftig verstärkt in den Vordergrund treten. Hier gilt es, mit dem richtigen Einsatz von wirksamen Lösungen die Gesundheit des gesamten
Praxispersonals und der Patienten zu schützen.

Letztendlich dienen alle Entwicklungsanstrengungen der Dentalindustrie bei der Lösungstindung von Aufgaben ausschließlich dem Ziel, den Arbeitsplatz für den Zahnarzt und damit die Zahnmedizinischen Versorgungsmöglichkeiten der Bevölkerung mehr und mehr zu verbessern.

23. IDS Köln 1986 – Internationale Dental-Schau – 7. bis 12. April

Stichworte zu den Ausführungen von Dipl.-Kfm. Rüdiger Schweickhardt, 2. Stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie, aus Anlaß der ErÖffnungs-Pressekonferenz zur 23. IDS am 7. April 1986, 11.00 Uhr, Konferenzraum 3/4, Congress-Centrum Ost, KölnMesse.

Die Instrumentenindustrie hat – der Name sagt es schon – eine instrumentale Funktion. Sie ist also im Regelfall nicht Träger einer Entwicklung, sondern sie hat die Hilfsmittel bereitzustellen, die für die Anwendung neuer Behandlungstechniken oder neuer Materialien erforderlich sind.

Beispiele:

Instrumentarium für Implantologie, neue Abdrucklöffel für Abformmaterialien mit geänderter Viskosität, Füllungsinstrumente für stark haftende Füllungsmaterialien.

Nur ausnahmsweise steht. das Instrument am Anfang, meist wird es erst entwickelt, um eine Behandlungskonzeption realisieren zu können. So gibt es in diesem Bereich zwar ständige Fortentwicklung und Verbesserung, aber wenig sensationelle Neuheiten. Dafür außerordentlich große Sortimentsvielfalt – der Hersteller von Rang hat mehr als 1 .000 verschiedene Instrumente im Sortiment. Gesamtumfang klein, in der Branche ein Großunternehmen, das aber keine marktbeherrschende Stelle hat, sonst mittelständisch orientiert.

Starke Exportorientierung; die meist dominierende Stellung auf dem Weltmarkt ist heute schwächer. Ursache dafür die hohen Produktionskosten in Deutschland, die lohnintensiven Industriezweig belasten. In Industrie, Entwicklungs- und Staatshandelsländern sind neue Wettbewerber entstanden, die einen Anteil am wohl immer noch wachsenden Weltmarkt für Instrumente beanspruchen.

Die Chancen der deutschen Instrumentenindustrie liegen in der flexiblen Anpassung an geänderten Bedarf, ihrer Marktnähe und vor allem auch in der Verteidigung ihres Qualitätsstandards, der ihr ein hohes Ansehen auf den Märkten der Welt verschafft hat

23. IDS Köln – Internationale Dental-Schau – 7. bis 12. April

Ausführungen von Joachim Weiss, 1. Stellvertrender Vor­ sitzender des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie, aus Anlaß der ErÖffnungs-Pressekonferenz zur 23. IDS am 7. April 1986, 11.00 Uhr, Konferenzraum 3/4, Congress­ Centrum Ost, KölnMesse

Dental-Industrie und Zahntechnik

Heute erwartet jeder Patient, daß bei Verlust von Zähnen sein Zahnarzt in der Lage ist, ihm einen Zahnersatz einzugliedern, der funktionell, phonetisch und auch kosmetisch alle Wünsche erfüllt. Die umfassende Ausbildung der Zahnärzte, das Geschick der Zahntechniker, nicht zuletzt aber die innovativen Entwicklungen der Dental-Industrie machen dies möglich.

Denken wir zurück an die Zeit vor nur etwa 60 Jahren: damals dominierte die herausnehmbare Kautschuk-Prothese, gehalten von einem oder mehreren Gummisaugern.

Entwicklungsziele der Dental-Industrie auf dem Gebiet der Zahntechnik waren in den letzten Jahren unter anderem die Schaffung von vereinfachten, untereinander abgestimmten Verfahrenstechniken und die Substitution der kostspieligen, hochkarätigen Goldlegierungen durch preiswertere Palladium-Basis- bzw. edelmetallfreie Legierungen.

Zwischen Universitäten und Industrie hat sich in den letzten Jahren die konstruktive Zusammenarbeit verstärkt. Dies kommt auch in einem vom BMFI geför­ derten Forschungsprojekt zum Ausdruck, bei dem alle Beteiligten ihr Wissen einbringen.

Die Qualität der Zahntechnik nimmt, international gesehen, in der Bundesrepublik eine Spitzenstellung ein. Dies verdanken wir nicht zuletzt auch dem hohen Leistungsstandard der Zahntechniker.

Die IDS ’86 bietet einen für Laien vielleicht etwas verwirrenden Überblick darüber, was alles an Geräten und MateriaJien für die dritten Zähne erforderlich ist. Präzision ist großgeschrieben! Eine Krone beispielsweise
sollte auf dem Zahnstumpf nur einen Zementspalt von 50 WI aufweisen. Dies sind Genauigkeiten, wie sie nur von Spezialisten unter Verwendung bester Materialien und erstklassiger Ausstattung zu erzielen sind.

Der Exportmarkt ist hart umkämpft. Zum einen sind es die deutschen Hersteller untereinander, zum anderen aber auch die schnell wachsenden Dental-Industrien in Fernost, den USA und hier in Europa in Italien, die sich
stark Konkurrenz machen. Teilweise unterstützen die Regierungen im Ausland mit erheblichen Subventionen, was den internationalen Wettbewerb nicht leichter macht.

Der Export von Geräten und Materialien für zahntech- nische Produkte geht Hand in Hand mit der technischen Schulung der dortigen Kräfte in den jeweiligen Ländern. Der Bedarf ist groß und wird limitiert durch die in
den Absatzgebieten zur Verfügung stehende Man-power.

Entwicklungshilfe auf dem Gesundheitssektor ließe sich wirkungsvoll curch Einrichtung einer Zahntechniker­ Schule in der Bundesrepublik für Ausländer praktizieren. Eine Ausbildung Über 2-4 Semester von 30 Schülern wäre über Jahre ausgebucht: Die dort ausgebildeten Zahn­ techniker wären in ihren Ländern die Botschafter für deutsche Technik.