Rede zur VDDI-100-Jahrfeier von Herrn Holger Lösch – Ansprache am 29. Juni 2016 in Köln

100 jähriges Jubiläum
100 jähriges Jubiläum

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Wiedmann-Mauz,
sehr geehrter Herr Dr. Rickert, sehr geehrter Herr Dr. Heibach,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

vielen Dank für Einladung zur 100-Jahrfeier des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie. Freue mich, mit Ihnen dieses Jubiläum feiern zu können. Nutze gern Gelegenheit für einige wirtschafts- und mittelstandspolitische Anmerkungen.

Schon griechischer Philosoph Aristoteles wusste von tragender Rolle der Mittelschicht und des Mittelstands. Seiner Meinung nach war Staat, in dem Mittelstand herrscht, der glücklichste, beste und sittlichste. Grund: „Ein solcher Vermögensstand gehorcht am leichtesten der Vernunft.“

Deutschland ist in dieser Hinsicht ein glücklicher Staat: von 3,65 Mio. Unternehmen gehören gut 99 Prozent zum Mittelstand. Mehr als in jeder anderen Industrienation. Mittelständische Unternehmen stellen rund 60 Prozent Arbeitsplätze und 84 Prozent Ausbildungsplätze.

Mittelständische Betriebe übernehmen unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung in unserem Land. Unternehmer und Unternehmerinnen denken langfristig und wollen, dass ihr Unternehmen immer fit für Zukunft ist und am traditionellen Standort wachsen kann.

Standort Deutschland ruht maßgeblich auf Schultern des industriellen Mittelstands. Seiner außerordentlichen Technologiekompetenz, seiner innovativ-nachhaltigen Unternehmensführung und seiner hochmotivierten Mitarbeiter.

Kaum ein Land kann so viel spannende Unternehmensgeschichte aufweisen wie Deutschland. 100 Jahre und mehr sind nicht selten, auch in der Dental-Industrie.

Um „German Mittelstand“ – mittlerweile gängiger Begriff – beneidet uns die Welt. Damit das so bleibt, brauchen wir passende Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa. BDI setzt sich dafür in Berlin und Brüssel intensiv ein.

Zu unserem Forderungskatalog gehören unter anderem drei Punkte:

  • Steuerpolitik wettbewerbsfähig, rechtssicher und unbürokratisch ausgestalten.Aktuelle Vorschläge zur Erbschaftsteuer hier nur bedingt hilfreich, hätten uns mehr erwartet. Es besteht Gefahr, dass Politik in Berlin die Flanke aus Karlsruhe zum mittelstandspolitischen Eigentor abfälscht.
  • Digitalisierung politisch auf Erfolgskurs bringen.Wir wollen zügigen Ausbau der digitalen Infrastruktur auch jenseits von Ballungszentren. Wir drängen auf verlässliche IT-Sicherheit. Es gilt nachzudenken über adäquate Möglichkeiten zur Finanzierung von Mittelstand 4.0. Es braucht mehr hochqualifizierte Fachkräfte und einen modernen Rahmen für Arbeit 4.0.
  • Bürokratie senken und gezielt abschaffen.Thema ist politischer Dauerbrenner und Daueranliegen des BDI. Konnten in Deutschland mit „Bürokratieentlastungsgesetz“ ersten Schritt erzwingen. In Brüssel läuft „re-fit Programm“, auch auf Drängen der Wirtschaft. Im Interesse insbesondere mittelständischer Unternehmen muss Politik mehr tun, auch für „E-Government“.

Mittendrin und spezifischer Akteur auf allen relevanten Feldern ist Verband der Deutschen Dental-Industrie (VDDI). Mal als starke Interessenvertretung nach außen, mal als hilfreicher Dienstleister nach innen. Beides stets zum Nutzen der Mitglieder.

Dental-Industrie in Deutschland ist lebhafte Gemeinschaft von inhabergeführten Familienunternehmen und Weltkonzernen.

Ist gekennzeichnet von vielen Weltmarktführern

– „hidden as well as obvious“. Dentalprodukte „Made in Germany“ genießen überall hohes Ansehen. Sind als Branche vergleichbar USA und Japan weltweit erfolgreich unterwegs. Haben nicht ohne Grund in Köln die unangefochtene Leitmesse des Dental Business etabliert.

Dental-Industrie ist auf breitem Feld tätig und hat lange Tradition. Mit Entwicklung von Materialien und Techniken fing alles an.

Anfang 19. Jahrhundert bildete sich in Deutschland Berufsgruppe Zahntechniker heraus, damals auch „Zahnkünstler“ genannt.

Gleichzeitig erkannten findige Kaufleute unternehmerische Potenziale der Branche. So kamen „Zahnkünstler“ und „Zahlenkünstler“ auf das Beste zusammen, erste Grundlagen für Dental-Industrie waren gelegt.

Bahnbrechende Erfindung war elektrische Zahnbohrmaschine, wurde bald in industriellen Stückzahlen produziert. Es folgten spezielle Stühle, Beleuchtungen und Röntgenapparate. Seit mehr als 100 Jahren belegen Tausende von Patenten erfolgreiche Innovationskraft der Branche.

Sie setzten immer wieder Meilensteine in Zahnbehandlung und -restauration. Sind zukunftsfähig aufgestellt:

  • hoher Spezialisierungsgrad
  • überdurchschnittliche hohe Entwicklungsaufwendungen
  • hohe Fertigungstiefe in Produktion

Dental-Industrie ist eigenständiger und bedeutender Teil der Medizintechnik und Gesundheitswirtschaft. Unterstützt Zahnärzte und Zahntechniker an jeder Stelle – zum Wohle der Patienten.

Und Patienten sind wir alle. Auch die, die mit mir auf den nächsten Gang warten. Für feine Suppe in feinem Rahmen braucht es jetzt gleich keine Zähne. Aber wenn es ab Montag wieder gilt, das harte Brot des Alltags zu kauen, dann umso mehr.

Gleiches gilt für VDDI: was täte Branche und Standort Deutschland ohne diesen Verband, der heute aus guten Gründen 100 Jahre Geburtstag feiert.

Ich sage: herzlichen Glückwunsch – und weiter so!